Retazos de Piel / Hautfetzen

  •  Retazos de Piel, Cecilia Bolaños. Foto: Sinai Solis07.04., 20:00  HochX
  • Spanisch, mit Deutschen Surtiteln / Spanish, with German surtitles

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Fotogalerie

Hautfetzen ist eine sehr persönliche Performance von der mexikanische Künstlerin Cecilia Bolaños. Sie vermischt Episoden aus dem Leben der Künstlerin mit der Geschichte einer mythischen, weiblichen Figur der Conquista in Mexiko: Malinche, India – Sklavin – Geliebte und Übersetzerin von Hernán Cortés, sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Eroberung des Azteken Reichs durch die Spanier. Von ihren Landsleuten verflucht und von der patriarchalischen Vision, die in unser Gesellschaften vorherrscht, in Vergessenheit gebracht, erhält sie in diesem Stück Stimme und Körper.

Doña Marina, Malinche, Malitzin, Malinalli, eine Frau, die Brücke zwischen zwei Kulturen war und mit den Klischees des Patriarchats auf beiden Seiten des Ozeans gebrochen hatte, ist nur aus der männlichen Perspektive heraus beschrieben und erzählt worden. Aus dieser Perspektive ist Malinche nur das Abbild der Unterwerfung. Obwohl sie den Erfolg der Eroberung ermöglicht hatte, war sie von Anfang an von diesem ausgeschlossen, sie wurde vollkommen unsichtbar gemacht.Ausgangspunkt ist die Verwirrung der Identität, einer Identität, die zwischen zwei oder mehr Welten, zwischen zwei oder mehr Sprachen hin und her geworfen ist.

“Viele sind davon überzeugt, dass ich eine „ganze“ Person bin, aus einem Guss, mit nur einem Gesicht, ohne Spalten und Risse. Ich aber weiß, dass ich Flickwerk bin, aus Hautfetzen, ich bestehe aus Mosaiken früherer Leben, aus einem Monster, das schon Jahrtausende in mir lebt. Ich habe es schon immer gehört, gefühlt, aber nie gesehen. Außerdem hat es sich nie herausgewagt, weder bei Tag noch bei Nacht. Aber seit ein paar Jahren steckt es immer wieder seine Köpfe heraus und gestern drängte es vollständig mit einem wütenden Brennen aus meinen Händen heraus, und hinterließ sie, bleich, trocken, tot. Man musste sie mir abnehmen und sobald sie abgeschnitten waren nisteten sich zwei seiner Köpfe auf den blutenden Gliedmaßen ein” 

Dem Verständnis von Malinche eine andere Perspektive geben. In Mexiko wird sie gemeinhin als Verräterin an ihrem Volk, als Handlangerin der Spanier beim Untergang des Aztekenreichs und als Geliebte Hernán Cortes angesehen. Ich möchte sie und ihre Geschichte der “männlichen” Interpretation, der Interpretation der “Sieger” entziehen, ihre Komplexität als Person wieder finden und sie von den Mythen befreien, um meine Geschichte zu verstehen, als Tochter dieser ersten Mutter, von der alle Mestizen in Mexiko, in Amerika abstammen. Diese Mutter steht als Metapher für einen vergewaltigen und als Kriegsbeute betrachteten Kontinent. Und so eine Identität gewinnen.

Mit freundliche Unterstützung des Migrationsbeirats.

Shreds of Skin

Shreds of Skin is a very personal performance from the Mexcian artist Cecilia Bolaños. It combines episodes from her life with the story of a mythical female figure from the conquest of Mexico: Malinche, the Indian – a slave – and the lover and translator of Hernán Cortés, who played a pivotal role in the Spanish conquest of the Aztec empire. Cursed by her compatriots and forgotten by the patriarchal vision that prevails in our society, she receives voice and body through this performance.

Doña Marina, Malinche, Malitzin, Malinalli, a woman who was the bridge between two cultures and who broke with the stereotypes of patriarchy on both sides of the ocean, has been described and narrated only from a male perspective. From this perspective, Malinche is only the image of submission. Although she made the success of the conquest possible, she was excluded from the start, made completely invisible. The point of departure for this performance is the confusion of identity, an identity thrown back and forth between two or more worlds, between two or more languages.

“Many are convinced that I’m a “whole” person, all in one piece, with just one face, no cracks or gaps. But I know that I am a patchwork, made of hideous scraps. I am a mosaic of the past lives of a monster that has lived in me for millennia. I have always heard it, felt it, but never seen it. Moreover, it never ventured out, either by day or by night. But for a couple of years it has begun to poke out its heads, and yesterday, it pushed out completely with a furious burning from my hands, leaving them pale, dry, dead. They had to be removed and as soon as they were cut off, two of the heads nested on the bleeding limbs.”

Malinche can be understood from a different perspective. In Mexico, she is commonly regarded as a traitor to her people, a collaborator with the Spaniards in the fall of the Aztec empire and a lover of Hernán Cortes. Cecilia Bolaños reclaims Malinche and her story from the male interpretation, the interpretation of the “victors”. She rediscovers Malinche’s complexity as a person and rids her of the myths in order to understand her own story as a daughter of this first mother, from whom all the Mestizos in Mexico are descended. This mother stands as a metaphor for a rape-ridden continent, considered as war booty. Through the performance she finds an identity.

With the generous support of the Migration Department.